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Wolfgang-Ritter-Preis 2022 für Sven Simon

Dr. Sven Simon mit Stiftungsgeschäftsführer Gerold Willms und Stiftungsvorstand Prof. Dr. Christoph Löffler. Foto: Christina Kuhaupt

Dr. Sven Simon wurde für seine Dissertation "Essays on the Trade-Offs for Non-Compliance and Deceptive Behavior" mit dem Wolfgang-Ritter-Preis des Jahres 2022 ausgezeichnet.

Dr. Sven Simon ist wissenschaftlicher Referent am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in München und ein Vertreter der Experimentalökonomie. Seine Doktorarbeit „Essays on the Trade-Offs for Non-Compliance and Deceptive Behavior” untersucht betrügerisches Verhalten, Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit im Wirtschaftsverkehr.

Manche betrügen und manche nicht – warum?

Dabei identifiziert Simon mithilfe von Laborexperimenten individuelle Motive und Einflussfaktoren für Compliance-Entscheidungen.

Die Arbeit zeigt unter anderem, dass die Entscheidung zur Unehrlichkeit auf einem mehrstufigen, und damit zeitintensiven, kognitiven Prozess beruht. Intuitiv sind daher die meisten Menschen unter Zeitdruck ehrlich.

Weiterhin legen die Experimente offen, dass es Menschen, die ihren Verdienstanspruch nicht kennen, leichter fällt, eine eigennützige Forderung zu stellen, auch wenn diese mit hoher Wahrscheinlichkeit von dem eigentlichen Anspruch abweicht.

Ein wichtiges Ergebnis ist auch, dass sich Menschen abhängig von ihrer individuellen Abneigung gegenüber unehrlichem Verhalten Umgebungen aussuchen, in welchen sie ihren Verdienst auf ehrliche oder unehrliche Art und Weise erzielen können. Es gilt also nicht nur „Gelegenheit macht Diebe“, sondern auch „Diebe suchen die Gelegenheit“!

Außerdem widmet sich Simons Dissertation der Frage, warum sich Teams unehrlicher verhalten als Einzelpersonen und wie man Compliance durch die individuelle, vollständige Haftung jedes einzelnen Mitglieds eines Teams fördern kann.

„Innovative Arbeit zu Fragen von großer Relevanz für unternehmerisches Handeln“

Die Wolfgang-Ritter-Stiftung verlieh den nach ihrem Stifter benannten Preis am 11. Mai 2022 im Bremer Rathaus zum 37. Mal.

Laut Stiftungsvorstand Prof. Dr. Christoph Löffler hat Simon eine „innovative Arbeit zu Fragen von großer Relevanz für unternehmerisches Handeln vorgelegt“. Er zeige, dass man Situationen, die betrügerisches Verhalten fördern, identifizieren und damit unehrliches Handeln beschränken könne.

Werdegang und Forschungsausblick

Sven Simon studierte von 2009 bis 2014 Volkswirtschaftslehre an den Universitäten Mannheim und Kopenhagen. Seine Promotion schrieb er am Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen in der Abteilung von Prof. Dr. Kai A. Konrad, wo er von 2014 – 2020 als Doktorand und Manager des Experimentallabors econlab beschäftigt war. Seit 2020 ist Sven Simon als wissenschaftlicher Referent am Institut tätig.

Aktuell untersucht Sven Simon in seiner Forschung die Frage, wann Individuen es vorziehen, persönliche Entscheidungsrechte zu delegieren (z.B. an den Staat) und wann sie ihre persönliche Entscheidungsfreiheit höher schätzen. Hierzu arbeitet der Ökonom aktuell an einer Reihe von Forschungsprojekten.

Einzelne Kapitel der ausgezeichneten Dissertation:

Konrad, K. A., Lohse, T. und Simon, S. A., 2021. Pecunia non olet: on the self-selection into (dis)honest earning opportunities. Experimental Economics, 24, S. 1105-1130. DOI: 10.1007/s10683-020-09691-7

Lohse, T. und Simon, S. A., 2021. Compliance in teams – Implications of joint decisions and shared consequences. Journal of Behavioral and Experimental Economics, 94. Article No. 101745. DOI: 10.1016/j.socec.2021.101745

Lohse, T., Simon, S. A. und Konrad, K. A., 2018. Deception under time pressure: conscious decision or a problem of awareness?. Journal of Economic Behavior & Organization, 146, S. 31-42. DOI: 10.1016/j.jebo.2017.11.026

Simon, S. A., Is it a Lie if I don’t know? Self-serving dishonesty under ignorance. Working Paper of the Max Planck Institute for Tax Law and Public Finance No. 2020-12. SSRN

 

 

Mai 2022